Viele Vereine stecken in der Krise: Mitgliederschwund, Überalterung, Bedeutungslosigkeit.
Viele glauben in einer solchen Situation, es sei mit einer Aktion zur Mitgliederwerbung getan, mit einem Auftritt in den sozialen Medien oder intensiverer Pressearbeit.
Braucht es nur “Kosmetik”?
Doch so manches Mal sind die Probleme tiefgreifender und ein wenig “Kosmetik” reicht nicht.
Genau um das festzustellen, gibt es Methoden, zum Beispiel den Model Business Canvas (BMC). – Meist wird er als Instrument zur Entwicklung eines Geschäftsmodells für Firmen, Organisationen oder Selbständige genannt.
Vereine können vom Business Model Canvas profitieren
Doch auch Vereine können von dieser Methode profitieren. Auch ihnen stellt sich die Frage, ob ihr Geschäftsmodell noch tragfähig ist. Mit Hilfe des BMC können Sie prüfen, ob Ihre Vereinsidee Sinn macht, ohne allzugroßen Aufwand.
Öffentliche Gratiseinführungen sind oft unzureichend
Doch ganz praktisch erläutern viele öffentliche Einführungen nicht wirklich hilfreich wie der Business Model Canvas funktioniert. Das fängt schon mit schlechten Übersetzungen an. Aus diesem Grund bietet sich mein heutiger Buchtipp an: Der Business Model You. Das Buch erläutert die Anwendung des Business Model Canvas – heruntergebrochen auf das persönliche Geschäftsmodell, die Ich-AG und auf nicht-ökonomische Projekte.
Das Buch fällt aus dem Rahmen
Schon optisch fällt der Ratgeber auf: Querformat, irgendetwas zwischen A5 und A4. Das Cover farbig bebildert, der Titel teils geschrieben, teils skizziert. Irgendwie witzig. Das Konzept zieht sich durch die 255 Seiten.
Ein Formular in Plakatform bildet den Kern diesen Ratgebers
Der Kern des Buches ist eigentlich ein Formular, eine sogenannte eine Skizze oder eine Abbildung Ihres Geschäftsmodells. Das englische “Canvas” heißt “Leinwand” oder ist in diesem Fall sicher besser als Poster, Plakat oder Skizze übersetzt. Im Falle der Vereine können Sie statt vom Geschäftsmodell auch vom Vereinsmodell sprechen.
Diese Leinwand enthält neun Felder, in denen neun Fragen beantwortet werden müssen. In jedem Feld eine dieser Fragen:
- Wer unterstützt mich/hilft mir? = Schlüsselpartner
- Was tue/leiste/erbringe ich eigentlich? = Schlüsselaktivitäten
- Wer bin ich und was habe ich zu bieten? = Schlüsselressourcen
- Wie unterstütze/helfe ich (wem)? = Wertangebot
- Wie interagiere ich? = Kundenbeziehung
- Woher kennt man mich und wie liefere ich? = Kanäle
- Wem helfe ich? = Kunden
- Was investiere ich/gebe ich aus? = Kosten
- Was erhalte ich/bekomme ich dafür? = Umsatz/Nutzen
So durchdenken Sie Ihr Geschäfts- oder Vereinsmodell und finden idealerweise in Gesprächen mit Dritten heraus, was Sie noch nicht berücksichtigt haben.
Gut erklärt, witzig, anschaulich, motivierend
Die Methode des Business Model Cancas fand ich gut erklärt, das Buch leicht lesbar und motivierend. Die Umsetzung wird dem Leser wirklich nahe gebracht. Es ist also keine schlechte Idee, sich mit dem Arbeitsmaterial zu versorgen: Stifte und Haftnotizen, ggf. einem großen Zeichenblock.
Fallbeispiele zeigen gerade auch persönliche und nicht-ökonomische Anwendungen
Fallbeispiele „veranschaulichen“ die Teilschritte und zeigen auf, wie der Business Model Canvas angewandt auf ein ganz persönliches Projekt funktioniert hat und welchen Effekt bzw. welche Erkenntnisse er bei der anwendenden Person erzielt hat.
In fünf Schritten durch das Modell
Das Buch gliedert sich in fünf Abschnitte. Im ersten Abschnitt wird der Canvas an sich erläutert. In den vier weiteren Gliederungspunkten liegt der Schwerpunkt auf einzelnen Punkten des Canvas. Je nach Bedarf werden ergänzende Techniken vorgestellt und ihr Zweck erläutert. Damit schleicht sich langsam der Gedanke ein, wie vielseitig die Methoden angewandt werden kann, wie „unaufwendig“ der Leser sie handhaben kann, um „immer mal wieder auf die Schnelle“ Teilaspekte zu bearbeiten. Der Canvas kann als umfassendes intensives Projekt gehandhabt werden, muss es aber nicht.
Es gibt auch ein paar Schwächen
Der Nachteil der 255 Seiten: Teils ist es etwas ausführlich und im zweiten Teil schwächelt es etwas. Die Beispiele passen nach meiner Ansicht nicht immer. Manchmal habe ich mich gefragt: „Das soll dieses Beispiel erläutern? – Aha.“ Die Aufgaben erscheinen mir hier auch nicht mehr so passgenau. Parallel dazu habe ich da angefangen, manches zu überlesen.
Das Fazit
Kurz und gut: es ist ein hilfreicher Leitfaden für den BMC auch oder gerade bei nicht-ökonomischen Projekten wie: Bester Vater/Mutter…. Auch wenn Sie Teilaspekte Ihres Lebens neu denken wollen, kann das Durchspielen des Business Model Canvas/You helfen. Genau das zeigt das Buch.
Wollen Sie sich klar werden: Wo will ich hin? Was will ich? Ist das tragfähig? Was muss ich dafür tun? – Dann greifen Sie ruhig zu. Sie erhalten ein Buch, das ermöglicht, ermutigt und Sinn stiften hilft, leicht lesbar und leicht umsetzbar. Sie werden viel über sich selbst lernen, neue Perspektiven und Fragen entdecken können und auch den eigenen Wert besser einschätzen.
Den eigenen Wert neu erkennen und kommunizieren können
Und genau das brauchen auch Vereine in der Krise: Eine Hilfe, in einer Phase der Neuorientierung den eigenen Wert zu erkennen. Nur das was wir schätzen, können wir auch “verkaufen”. Sie analysieren, welche Bereiche zu Ihrem Erfolg beitragen. Indem Sie die in dem Buch gestellten Aufgaben bearbeiten, hinterfragen Sie Ihr Geschäfts- oder besser Existenzmodell und identifizieren unterstützende und hemmende Faktoren. Damit können Sie Ihre Priotitäten innerhalb des Vereines überdenken und sich neu, situationsadäquat aufstellen. Eine Investition, die sich auszahlen wird – im doppelten Sinn.
Packen Sie es an!
Diese Rezension wurde vom Verlag durch ein Freiexemplar unterstützt.
Tim Clark, Alexander Osterwalder, Yves Pigneur:
Business Model You. Dein Leben. Deine Karriere. Dein Spiel.
Taschenbuch: 264 Seiten
Campus Verlags GmbH 2012
ISBN-13: 978-593-39725-2
Euro 27,95
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