Leitfaden
Mädchen schwingt ein Lasso

Die 5 beliebtesten Tipps zur Mitgliederbindung und warum sie nicht so einfach funktionieren

Warum ist Mitgliederbindung so wichtig?

Ein Verein der keine Mitglieder hat, hat in der Regel keine Zukunft. Eine erfolgreiche Mitgliederbindung ist wichtig für das Überleben eines Vereines. Langjährige Mitglieder leisten viel für ihren Verein und sind damit Gold wert:

Ein transparenter Koffer mit Konfektgoldbarren.
(Langjährige) Mitglieder sind Gold Wert. Bild: C.G.
  • Sie betreiben (gratis) Öffentlichkeitsarbeit
  • Sie gewinnen Mitglieder
  • Sie engagieren sich und ermöglichen ein aktives Vereinsleben
  • Sie finanzieren das Vereinsleben

Wo setzen die meisten Tipps für die Mitgliederbindung an?

Die meisten Tipps für die Mitgliederbindung setzen an vier Punkten an:

  • Der Mitgliedergewinnung
  • Der Durchführung von Veranstaltungen
  • Der Kommunikation und ihrer Personalisierung
  • Feedback-Prozessen

Doch im Kern geht es meistens darum, Prozesse zu implementieren, die übersichtliche und strukturierbare Abläufe generieren. Die Frage des Nutzens für die Mitglieder wird überwiegend periphär behandelt. Daher können Sie mustergültige Prozesse implementieren, die in der Praxis doch keinen Erfolg erzielen.

Fünf gängige Tipps und warum sie nur mäßig funktionieren

Lassen Sie uns fünf gängige Tipps auf ihre Schwächen hin prüfen.

1. Entwicklung eines Onboarding-Prozesses für Neumitglieder

Der Tipp/Die These: Nur Neumitglieder, die sich in einem Verein wohl fühlen und integrieren, bleiben auch über eine Testphase hinaus. Ein Onboarding-Prozess für Neumitglieder kann das Bleiben unterstützen. Wichtige Informationen wie Termine, Veranstaltungen oder Ansprechpartner, die er bekommt, sollen das ermöglichen, auch eine Vorstellungsrunde.

Die Schwäche: Die meisten Neumitglieder sind vor allem an einem persönlichen Kontakt und persönlichem Nutzen interessiert. Genau das können die beschriebenen Prozesse so nicht liefern. Sie können nur den Ausgangspunkt bilden. Das, was die Bindung an den Verein stiftet sind persönliche Beziehungen und persönliche Begegnungen. Wenn die nicht mitgedacht und gepflegt werden, bleibt die Bindung immer noch dem Zufall überlassen.

2. Regelmäßige Events und Veranstaltungen

Der Tipp: Regelmäßige Events und Veranstaltungen sind eine wichtige Grundlage für ein funktionierendes Vereinsleben. Dadurch können sich die Mitglieder (besser) kennenlernen. Nur so kann sich ein Wir-Gefühl entwickeln und gepflegt werden. Doch auf vielen Veranstaltungen müssen die Anwesenden selbst aktiv werden. Gerade Neumitglieder und seltene Gäste aber haben oft wenig Anknüpfungspunkte und nicht jeder ist kommunikativ.

So manches Mitglied will angesprochen werden. Bild: wirestock auf freepik.com

Die Schwäche: Eine funktionierende Veranstaltung entwickelt sich nicht von selbst. Sie will moderiert werden. Ja, Vorstellungsrunden und unterschiedliche Veranstaltungsformate können dabei helfen, doch wichtiger ist für viele, eine persönliche und aufmerksame Ansprache während der Veranstaltungen. Daher sind Patenschaften und aktive Kommunikatoren besonders wichtig. Sie zeigen gemeinsamkeiten zwischen den Anwesenden auf, sie bieten aktiv Anknüpfungspunkte. So können auch schüchterne, neue und seltene Mitglieder einen Einstieg finden. Sie werden eingeführt und herein geholt, statt stehen gelassen.

3. Das Personalisieren der Kommunikation und von Angeboten

Der Tipp: Wenn Sie Ihre Vereinskommunikation und Ihre Angebote personalisieren, dann fühlen sich viele Mitglieder persönlich gesehen und angesprochen, für ein zwei Sendungen. An manchen Stellen habe ich auch gelesen, daß sich Mitglieder dadurch gehört fühlen würden.

Deine Email ist nur eine von vielen, auch wenn sie persönlich getextet wird.
Bild von storyset auf freepik.com

Die Schwäche: Das ist ein Irrtum. Personalisierte E-Mails oder Angebote auf Basis des individuellen Interessenprofils, sind und bleiben maschinell erstellte und damit unpersönliche Einweginformationen.
Das erkennt das Mitglied schnell und sieht sich als normaler Massenkunde behandelt. Und deswegen funktioniert dieser Tipp so nicht. Im Gegenteil, manche reagieren sogar sauer, weil sie sich getäuscht fühlen.
Wichtig ist es auch hier zu diesem Tipp komplementär zu handeln. Erst dadurch kann ein Verein das anbieten, was ihn so wertvoll für ein Mitglied macht: ein echtes persönliches Miteinander.

4. Implementierung von Mitgliederbefragungen

Der Tipp: Können Mitgliederbefragungen dazu beitragen, die Bedürfnisse und Wünsche der Mitglieder besser zu verstehen? Ja, können sie, doch auch hier tun sich leider Schwächen auf.

Die Clips zum Thema Umfragen sind verräterisch. Nicht erfragen ist der Fokus, sondern abhaken. Quelle: Bild von macrovector auf freepik.com

Die Schwächen: Abgefragt wird meist schlecht. Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Umfragen ich mittlerweile abgebrochen habe, weil sie mir einfach zu dumm waren.

Außerdem, in viel zu vielen Befragungen wird nur abgefragt, was der oder die Verfasser für wichtig halten. Oft gibt es noch nicht einmal die Möglichkeit, “anderes” abzufragen. Genau da aber fängt wieder die sogenannte Kernkompetenz der Vereine an: im Persönlichen.

Wichtiger als standardisierte, regelmäßige Umfragen sind persönliche Gespräche, die Rückschlüsse und Einordnungen zu Schlüssel-Bedürfnissen ermöglichen. Sie spiegeln echtes Interesse und Wertschätzung für das Mitglied wieder. Eine standardisierte Umfrage sollte diese Methode und die erbrachten Ergebnisse und Erkenntnisse ergänzen – nicht ersetzen.

5. Moderne Präsentation

Der Tipp: Eine modere Präsentation mit Webpräsenz, Social-Media-Kanälen und eMail-Marketing gilt heute als Basisbaustein für Mitgliedergewinnung und -bindung. Dabei steht im Vordergrund, daß sich die Mitglieder nach Bedarf informieren und engagieren können – online.

Die Internetpräsenz soll Mitglieder locken. Doch sie ist der erste Schritt zur Mitgliedervernachlässigung. Quelle: Bild von studiogstock auf freepik.com

Die Schwäche: Doch viele, gerade stille, inaktive Mitglieder haben kein Interesse sich noch mehr Mühe aufzuhalsen. Sie stehen an so vielen Stellen in der “Holschuld”, müssen also aus den Pantoffeln kommen, um sich zu informieren, daß sie in der Freizeit keine Lust mehr haben, sich noch mehr zu “holen”.

Moderne Präsentation und Kommunikation im Verein sollten Sie also eine “Bringschuld” des Vereines verstehen. Die öffentliche Präsentation sollte nicht nur modern sein, sondern vor allem mitgliederorientiert. In der Diskussion um die sogenannte “frische” Modernität wird oft zu viel über Images und zu wenig über das Mitglied und seine Bedürfnisse gesprochen. Das Mitglied aber ist entscheidend und die Orientierung an seinen Bedürfnissen.

Das Grundprinzip einer erfolgreichen Mitgliederbindung: Mitgliederorientierung

Sie wollen Ihre Mitglieder an sich binden und neue gewinnen? Das gelingt nur, wenn Sie sich für Ihr Mitglied interessieren und bemühen.
Moderne Prozesse und standardisierte Verfahren sind nur Elemente, die Ihnen Zeit und Raum verschaffen, um die wirklich wichtigen Leistungen zu erbringen: persönlichen Kontakt, menschliche Begegnung, echtes Interesse und – Freude an einander.

Setzen Sie die richtigen Prioriäten

Sie müssen also komplementäre Maßnahmen von Anfang an mitdenken. Aber: Sie müssen diesen komplementären Maßnahmen auch ihren eigentlichen Stellenwert geben: Das Persönliche und Direkte ist das eigentlich Wichtige.

Mitgliederorientierung heißt: Der persönliche Kontakt machts. Quelle: Bild von/auf Freepik.com

Planen Sie Ihre Maßnahmen breit genug und ein binden Sie genug Helfer ein. Beteiligen Sie Ihre Mitglieder möglichst breit. Nur dann kann Mitgliederbindung langfristig wirklich erfolgreich sein.

Die Mitglieder”pflege” als Prozess definieren, nicht die Mitgliederverwaltung. Quelle: Bild von Macrovector auf freepik.com

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