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Mitgliederbindung ist meist wichtiger als Mitgliedergewinnung

Warum kluge Organisationen heute nicht nur verwalten, sondern gestalten müssen

Ein attraktiver Mitgliedsbeitrag oder ein kleiner Vorteil ist schnell angeboten. Doch der Ton macht die Musik – und oft spricht er Bände darüber, wie ernst es dem Verein oder Verband mit der Mitgliederpflege ist.

In Seminaren oder Workshops zum Thema „Mitgliedergewinnung und -bindung“ steht das Thema „Mitgliederbindung“ meist nicht oben auf der Agenda. Viele Organisationen konzentrieren sich v.a. auf die Mitgliedergewinnung. Manche glauben, dass Mitgliederbindung nur dann wichtig ist, wenn es Mitbewerber gibt oder wenn Mitglieder drohen, auszutreten. Doch das Vereinswesen verändert sich rasant: Viele Organisationen, die sich in der Vergangenheit sicher fühlten, erleben heute einen Rückgang an Mitgliedern oder Engagement. Viele vermissen persönlichen Nutzen, ärgern sich über Vorteile für Neumitglieder oder mangelnde Anerkennung, dabei haben genau diese Mitglieder oft über Jahre hinweg “den Laden am Laufen” gehalten.

Mitgliederbindung ist ein spannendes und komplexes Thema, das zeigt, wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu blicken und kreativ zu werden. Es geht nicht darum, einfach neue Mitglieder zu gewinnen, sondern bestehende Mitglieder langfristig zu halten und zu aktivieren. Mitgliederbindung ist mehr als nur ein Marketinginstrument – sie ist Führungsaufgabe und gelebte Wertschätzung.

Was ist eigentlich Mitgliederbindung?

Mitgliederbindung umfasst alle Maßnahmen und Strategien, die darauf abzielen, bestehende Mitglieder langfristig an die Organisation zu binden. Ziel ist es, aus passiven Teilnehmern Aktive zu machen und sich so deren Loyalität zu sichern, damit sie nicht abwandern. Mitgliederbindung beinhaltet verschiedene Ansätze: attraktive Angebote, gezielte Kommunikation und gute Betreuung.  Im Kern geht es darum, die Beziehung zwischen Organisation und Mitglied zu stärken und das Mitglied so zufrieden zu stellen, dass es dauerhaft bleibt und sich engagiert.

Man unterscheidet dabei verschiedene Arten der Bindung: situative Bindung (z.B. wenn es keine Alternative gibt), rechtliche Bindung (z.B. durch Verträge), ökonomische Bindung (z.B. durch Vorteile) und vor allem die emotionale Bindung, die auf Vertrauen und Identifikation basiert und freiwillig besteht. Besonders wirkungsvoll ist die emotionale Bindung, denn sie sorgt dafür, dass Mitglieder sich mit der Organisation identifizieren und diese auch weiterempfehlen.

Mitgliederbindung ist ein fortlaufender Prozess und für die Stabilität einer Organisation unerlässlich. Die Bindung bestehender Mitglieder ist meist kostengünstiger als die Akquise neuer Mitglieder.

Mädchen schwingt ein Lasso

Mitgliederbindung im Ehrenamt

Die Situation von Vereinen und Verbänden ist oft ähnlich: Viele Mitglieder bleiben aus Gewohnheit oder weil sie keine Alternative sehen. Das nennt man situative Bindung. Doch das reicht heute oft nicht mehr aus.

Wer sich die Mitgliederbindung genauer anschaut, erkennt schnell, dass viele Organisationen bereits unbewusst Bindungspraktiken anwenden – etwa durch regelmäßige Veranstaltungen, persönliche Ansprache oder exklusive Vorteile.  Doch viele Vorteile gehen an langjährigen Mitgliedern vorbei. sie sind meist über Jahre hinweg nicht einmal angesprochen worden. Kürzlich erhielt ich für meine rund 25jährige Mitgliedschaft eine Urkunde über eine Baumpflanzung, die ich für einen schlechten Scherz hielt. Selbst nach 25 Jahren hat man mch nicht einmal gefragt, was mir etwas bedeuten würde? Glauben Sie Ihren Mitgliedern geht es anders? 

Besonders wichtig ist die emotionale Bindung: Mitglieder sollen sich wohlfühlen, ernst genommen werden und das Gefühl haben, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Das gelingt nur, wenn die Organisation auf die Bedürfnisse der Mitglieder eingeht, sie aktiv einbindet und ihnen Wertschätzung entgegenbringt. Kurz: Wann haben Sie das letzte Mal mit einer Ihrer Karteileichen gesprochen?

Warum ist Mitgliederbindung so wichtig?

Doch vor einigen Jahren hätte man das Thema vielleicht unterschätzt. Doch das Verhalten der Mitglieder hat sich verändert. Nicht alle, aber immer mehr Menschen sind bereit, ihre Mitgliedschaft zu hinterfragen oder sich nach neuen Angeboten umzusehen. Die Digitalisierung macht es einfacher, sich über andere Organisationen zu informieren und schnell zu wechseln. Gleichzeitig verändert sich die Gesellschaft: Neue Zielgruppen, etwa Menschen mit Migrationshintergrund, bringen neue Bedürfnisse und Erwartungen mit. Wer hier nicht mithält, verliert an Attraktivität.

Zusätzlich gibt es neue Herausforderungen: Große Dachverbände, Online-Communities oder digitale Angebote machen es lokalen Organisationen schwerer, sich zu behaupten. Deshalb ist es wichtiger denn je, das Thema Mitgliederbindung ernst zu nehmen und nicht dem Zufall zu überlassen. Mitglieder suchen nach Wertschätzung, Transparenz und modernen Lösungen – sie möchten sich gut aufgehoben fühlen. Sie wollen wahrgenommen werden. Wer hier überzeugt, bleibt im Gedächtnis und wird weiterempfohlen.

Doch wer nur auf diese Allgemeinplätze schaut, der übersieht einen weiteren Aspekt, der immer wichtiger wird. Eine Kündigung ist eine Abstimmung mit den Füßen. Wenn Sie die Entwicklung der SPD in den letzten Jahren sehen, dann sehen Sie einen beispiellosen Absturz. In einer solchen Situation gilt es aktiv zu werden.  

Wie gelingt Mitgliederbindung?

  1. Authentische Geschichten erzählen
    Menschen verbinden sich mit Geschichten. Erzählen Sie von der Geschichte Ihrer Organisation, zeigen Sie Ihren Alltag oder teilen Sie Erfolge und Herausforderungen. Das schafft Nähe und Vertrauen.
  2. Transparenz und Offenheit
    Informieren Sie Ihre Mitglieder offen über Ziele, Pläne und Entscheidungen. Ein ehrlicher und transparenter Umgang stärkt das Vertrauen und sorgt für Sicherheit.
  3. Personalisierte Kommunikation
    Gehen Sie auf die individuellen Bedürfnisse Ihrer Mitglieder ein. Eine persönliche Ansprache, Erinnerungen an besondere Termine oder kleine Aufmerksamkeiten zeigen Wertschätzung und bleiben in Erinnerung.
  4. Digitale Präsenz und moderne Services
    Eine gut strukturierte Website, Social-Media-Aktivitäten und innovative Angebote wie Mitglieder-Apps oder digitale Tools machen Ihre Organisation sichtbar und erleichtern den Kontakt. Gerade für junge Mitglieder oder Menschen mit Migrationshintergrund sind digitale Angebote besonders wichtig.
  5. Feedback einholen und umsetzen
    Bitten Sie Ihre Mitglieder um Hinweise und Verbesserungsvorschläge. Positive Rückmeldungen können Sie auf Ihrer Website oder in Social Media teilen und so das Vertrauen neuer Mitglieder gewinnen.
  6. Community und lokale Verbundenheit
    Engagieren Sie sich in Ihrer Region, unterstützen Sie lokale Projekte oder veranstalten Sie Informationsabende. Das schafft Nähe und stärkt Ihre Position als vertrauenswürdiger Ansprechpartner.
  7. Innovative Technologien nutzen
    Setzen Sie auf digitale Tools wie Apps, Online-Communities oder Cloud-Lösungen, um Ihre Mitgliederbindung zu modernisieren und den Service zu verbessern.

Die richtigen Schwerpunkte

In unseren heutigen Zeiten wird ja immer erzählt, es sei so wichtig, eine gute Geschichte zu erzählen. Wir hören, daß die Mitglieder es nicht verstanden hätten…

Doch wer das glaubt, liegt falsch. Menschen lernen und gerade der Blick in die Politik zeigt, daß viele dieser Annahmen nicht mehr treffen. Mitglieder haben das Gefühl gegen eine Wand zu sprechen, fallengelassen zu werden. Leistungen wurden nicht gewürdigt v.a. aber haben sie den Eindruck irrelevant und machtlos zu sein. 

Wer diesen Eindruck gewinnt, der wird nicht bleiben. Daher ist es wichtig, gerade jene die gehen wollen persönlich anzusprechen. Nachfassaktionen sind essentiell, um eigene Irrtümer zu erkennen, ggf. Korrekturen vorzunehmen und auch – im Idealfall das Mitglied in der Tür vom Gehen abzuhalten.

Bemühen Sie sich besonders um Ihre “Karteileichen”. Die gilt es zu binden. Also müssen sie dort nachfragen, Informieren und sie zurück in die Gemeinschaft holen. Sie haben ihnen über lange Jahre – und sei es auch nur mit ihrem Mitgliedsbeitrag – Ihre Arbeit ermöglicht. Und übrigens: Ein “Abschiedsgespräch” ist immer wirkungsvoller als eine Kündigungsbestätigung oder ein Abschiedsschreiben mit Phrasen des Bedauerns und ggf. noch Forderungen zum Abschluss. 

Fazit: Mitgliederbindung ist kein Verkaufstrick, sondern Haltung und Vertrauensarbeit

Echte Mitgliederbindung entsteht nicht durch Rabatte oder einmalige Aktionen. Echte Mitgliederbindung entsteht auch nicht durch Umfragen. – Entscheidender sind eine kontinuierliche, einfühlsame und transparente Beziehungsarbeit.

Wer seine Mitglieder versteht, ihnen zuhört und sie aktiv einbindet, baut eine stabile Basis für Engagement, Weiterempfehlungen und langfristigen Erfolg. Also sprechen Sie mit Ihren Mitgliedern, vor allem denen, die gehen wollen oder gegangen sind.

Ihr nächster Schritt

Setzen Sie sich mit dem Thema auseinander und entwickeln Sie Ihr individuelles Mitgliederbindungskonzept – abgestimmt auf Ihre Zielgruppen und Ihre Organisation.

Bleiben Sie nah an den Menschen, die Sie brauchen. Denn am Ende zählt nicht der Preis oder die Mitgliedschaft, sondern das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Nutzen Sie die digitalen Möglichkeiten, um die Stillen, möglicherweise  Kündigungsbereiten zu identifizieren und gezielt immer und immer weder anzusprechen.

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